Perlitgefüllte Ziegel läuteten im Jahr 2000 das Zeitalter der gefüllten Mauerwerksteine ein. Und in nur 20 Jahren wurden diese Mauerwerkziegel zum Standard beim Hausbau. Der große Vorteil ist der Wärmeschutz, doch auch nichtgelochte Ziegel bringen in vielen Fällen gute Wärmedämmschutzwerte mit.
Was den gelochten und mit Perlit gefüllten Ziegel deshalb so besonders macht, erklären wir Ihnen in diesem übersichtlichen Fakten-Check.
Mehr zum Thema Ziegel & Mauersteine:
Vollziegel: Kalksandstein oder Ton für den Mauerwerksbau?
Kalksandstein-Ziegel: Das macht diesen Baustoff so interessant
Perlitgefüllte Ziegel: Deshalb funktionieren sie
Bei einem gelochten Mauerziegel mit Dämmstoff-Füllung handelt es sich um einen Lochziegel, bei dem vom Hersteller die Hohlräume mit Perlit-Granulat gefüllt werden. Diese gefüllten Ziegel erreichen heutzutage eine Wärmeleitfähigkeit von rund 0,08 W/mK. Spitzenreiter sind Produkte mit 0,07 W/mK. Je geringer die Wärmeleitfähigkeit eines Baustoffs ist, desto höher ist seine Wärmedämmung.
In den vergangenen Jahren kamen weitere Lochziegel auf den Markt, die ebenfalls Top-Wärmeleitfähigkeitswerte erreichen, obwohl sie überhaupt keinen Dämmstoff enthalten. Hier fungiert die Luft als Dämmstoff. Möglich wird das durch ein besonders filigranes Lochbild, das sehr fein durchzogen ist. Der Ziegel enthält viele kleine Lochkammern, die nur durch sehr dünne Stege voneinander getrennt sind.
Es könnte im ersten Moment überraschend sein, dass ein solcher Ziegel ohne Dämmstoff genauso gut abschneidet, wie ein gefüllter Ziegel. Bei näherer Betrachtung ist die Erklärung aber logisch: Denn je poröser und leichter das Mauerwerk ist, desto besser ist die Wärmedämmung. Luft hat eine extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit (0,0262 W/mK). Viel eingeschlossene Luft bedeutet eine niedrige Wärmeleitfähigkeit.
Zuerst Vollziegel, dann Lochziegel
Zunächst wurde im Prozess der Weiterentwicklung seitens der Ziegelindustrie der Gehalt an Luftporen im Ziegel erhöht. Dabei muss man beachten, dass noch bis weit in das zwanzigste Jahrhundert hinein der Backstein, also ein dichter Vollziegel ohne irgendwelche Luftporen, der Standard war und als Non plus ultra-Produkt galt. Und so hat man ihn Jahrtausende lang hergestellt und eingesetzt.
Eine erste große Veränderung trat in den 70er-Jahren ein. Hier brachte man unter der Marke „Poroton“ erstmals ein Lochziegel auf den Markt. Danach ging es rasant: Innerhalb von nur 13 Jahren konnte das Unternehmen Wienerberger die Wärmeleitfähigkeit von Poroton-Ziegeln um mehr als die Hälfte verringern. Die Ziegelfestigkeit blieb dabei zumindest gleich oder wurde sogar noch besser.
Einen Meilenstein setzte die Firma zusammen mit ihrem Tochterunternehmen Schlagmann Baustoffwerke mit der Markteinführung des Ziegels Poroton-T9. Mit diesem Ziegel, zum ersten Mal mit Perlit gefüllt, konnten auf einen Schlag 30 bis 40 Prozent des Energieverbrauchs eines üblichen Einfamilienhauses eingespart werden.
Wie Poroton-Ziegel funktionieren und wie es modernsten Wärmeschutzanforderungen gerecht wird, erläutert das Unternehmen Wienerberger in folgendem Video:
Perlitgefüllte Ziegel: Gefüllte oder ungefüllte Ziegel?
Wenn sowohl gefüllte als auch ungefüllte Ziegel Top-Werte in der Wärmeleitfähigkeit erreichen, bleibt noch die Frage, welche Gründe sonst noch für die jeweiligen Varianten sprechen. Klar ist: In Sachen Schallschutz macht dem gefüllten Ziegel kein Konkurrent etwas vor. Hier schneiden Dämmstoff-Ziegel wesentlich besser ab als ungefüllte Steine, wenngleich die Wärmedämmleistung gleich hoch ist.
Ist also für das Gebäude eine höherer Schallschutz notwendig, so etwa bei einem mehrgeschossigen Wohnungsbau, sind ungefüllte Ziegel nicht geeignet. Und nicht nur aus Schallschutzgründen: Sie weisen wegen der dünnen Stege auch eine geringere Druckfestigkeit auf und vertragen weniger statische Belastung.
Weiters steigt mit den dünnen Stegen die Gefahr von Rissen im Putz. Deshalb sollte man bei diesen Ziegeln mit einem gewebearmierten Putz arbeiten. Nachteil: Dieser ist vergleichsweise teuer.