Ratgeber Lüftungsanlage | Darum lohnt es sich wirklich

Die Lüftungsanlage hat im Grunde genommen nur eine Aufgabe: Sie ersetzt das händische Fensterlüften. Doch viele stört es gar nicht, die Fenster selbst zu öffnen. ist also eine Lüftungsanlage wirklich notwendig?

In diesem Ratgeber lernen Sie alles, was Sie über Lüftungsanlagen wissen müssen. Wir zeigen Ihnen auch, dass eine Lüftungsanlage nicht nur das händische Lüften ersetzt, sondern noch viele weitere Vorteile mit sich bringt.

Erfahren Sie, wieso sich eine Lüftungsanlage lohnt und warum sie viel mehr ist als nur eine Lüftung!

Wie funktioniert eine Lüftungsanlage?

Die Funktion der Lüftungsanlage ist sehr simpel aufgebaut. Dabei wird frische Luft über Ventilatoren ins Haus befördert. Die Luft durchläuft alle Räume und wird dann wieder über ein Abluftrohr nach draußen befördert. Meistens kann man solche Ventilatoren per Drehregler auf 3 Stufen einstellen.

Zentrale LüftungsanlageFoto: VectorMine / stock.adobe.com
Eine Lüftungsanlage sorgt durchgehend für eine gute Belüftung mit Frischluft.

Moderne Lüftungsanlagen sind zusätzlich mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Dadurch kann Energie und somit Heizkosten eingespart werden. Dabei wird die verbrauchte, warme Raumluft dazu benutzt, um die frische Luft von draußen mit einem Wärmetauscher aufzuwärmen. So kann je nach Anlage über 95 % der Wärmeenergie zurückgewonnen werden.

Wärmerückgewinnung PrinzipFoto: Studio Harmony / stock.adobe.com
Wärmerückgewinnung einer Lüftungsanlage mittels Wärmetauscher

Was nützt eine Lüftungsanlage?

Ziel der Lüftungsanlage ist es, die kühlere Luft von draußen in die Räume zu lassen. Kühle Luft kann aber weniger Feuchtigkeit aufnehmen, als warme Luft. Das ist ein großer Vorteil, weil sich die Luft erst in der Wohnung aufwärmt und dann Feuchtigkeit aufnehmen kann, die sie dann nach draußen abtransportiert. Dadurch wird Schimmel verhindert. Eine Lüftungsanlage hat aber noch viel mehr Vorteile.

Staub und Pollen werden ausgefiltert

Neben dem reinen Lüften erfüllt die Lüftungsanlage aber noch mehr Aufgaben. Während beim Lüften der Fenster Staub, Pollen und Schadstoffe in die Räume gelangen, werden diese durch Filter in der Lüftungsanlage ausgefiltert.

Für Allergiker und kranke Menschen ist diese Funktion eine Wohltat. Alle kennen im Frühjahr den gelben Pollenstaub, der sich überall absetzt. Das kann keiner in der Wohnung gebrauchen.

Weniger CO₂ im Raum

Menschen atmen Luft ein und stoßen die verbrauchte Luft in Form von CO₂ (Kohlenstoffdioxid) wieder aus. Durch den permanenten Luftaustausch der Lüftungsanlage wird die Luft regelmäßiger ausgetauscht und der CO₂-Gehalt in der Luft reduziert. Beim Fensterlüften müsste man alle 2 Stunden das Fenster aufreißen, um denselben Effekt zu erreichen.

Eine Lüftungsanlage spart Heizkosten

Es gibt die Meinung, dass das Fensterlüften denselben Effekt hat wie eine Lüftungsanlage. Das ist falsch. Vor allem im Winter lässt man durch das Lüften kalte Luft herein. Bei der Lüftungsanlage ist das nicht so. Setzen Sie deshalb immer auf eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Denn hier wird über 90 % der Wärmeenergie wieder gewonnen. Das heißt, dass die frische Luft von außen erwärmt wird, bevor sie in die Räume gelangt, während beim Lüften der Fenster eiskalte Luft ins Innere gelangt.

Frau sitzt im Winter vor offenem Fenster und friertFoto: Katy / stock.adobe.com
Beim Lüften im Winter dringt kalte Luft in den Raum und erhöht die Heizkosten. Das kann die Lüftungsanlage besser.

Beim Fensterlüften lässt man zwar frische Luft herein, lässt dafür aber die warme Luft heraus. Die Heizung muss den Raum also wieder aufheizen und verbraucht so mehr Energie. Bei einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird trotz Belüftung mit Frischluft keine Wärme aus der Wohnung gelassen. Die Lüftungsanlage selbst verbraucht zwar Strom. Unterm Strich ist der Energieverbrauch aber deutlich weniger, als es beim händischen Fensterlüften der Fall ist.

Es heißt, dass man durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bis zu 15 % der Energiekosten sparen kann. Das heißt im Umkehrschluss: Wer richtig und regelmäßig die Fenster zu Lüften öffnet, verbraucht 15 % mehr Energie im Jahr.

Lüftungsanlage gegen Schimmel

Beim Öffnen der Fenster lassen Sie frische Luft herein, während die alte Luft wieder herausgelassen wird. Das ist sehr wichtig, damit kein Schimmel entsteht.

Hier spalten sich die Meinungen, denn man kann ja auch händisch lüften, um Schimmel zu vermeiden. Das Problem dabei ist nur, dass die wenigsten richtig lüften. Die Gefahr von Schimmelbildung ist also gar nicht so gering.

Fenster lüftenFoto: Gina Sanders / stock.adobe.com
Händisches lüften kann trotzdem zu Schimmelbefall führen, wenn es falsch durchgeführt wird.

Eine Lüftungsanlage ersetzt das Lüften nun vollständig! Niemals mehr müssen Sie mehr Fenster öffnen und dennoch sollte dabei kein Schimmel entstehen.

Lesetipp: So lüften Sie richtig. Regelmäßig lüften kann man übrigens auch mit einer automatischen Fensterlüftung.

Bessere Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit sollte im Haus immer optimal eingestellt sein. So kann auch kein Schimmel durch zu hohe Feuchtigkeit entstehen und auch für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist das wichtig.

Einige Lüftungsanlagen sind mit Feuchtigkeitssensoren ausgestattet und passen die Stärke des Ventilators automatisch an. Ist kein Feuchtigkeitssensor vorhanden, muss die Anlage so eingestellt werden, dass es im Sommer nicht zu feucht und im Winter nicht zu trocken wird. Dazu muss die Lüftungsanlage auf richtiger Stufe einstellen.

Besseres Klima

Auch erwähnenswert ist das Klima im Sommer und im Winter. Besonders im Sommer möchte man es kühl haben. Beim Lüften der Fenster jedoch wird nur warme Luft hereingelassen.

Bei einer Lüftungsanlage strömt die Luft normalerweise durch einen Wärmetauscher, wodurch sie zunächst aufgewärmt wird. Das will im Sommer aber keiner. Deshalb kann die Luft durch einen Bypass am Wärmetauscher vorbeigeleitet werden, wodurch ein kühleres Klima entsteht.

Für wen lohnt sich eine Lüftungsanlage?

Trotz aller Vorteile lohnt sich eine Lüftungsanlage nicht für jeden. Doch für wen genau lohnt sie eine solche Anlage?

  • Gut gedämmte Häuser haben das Problem, dass sie so dicht sind, dass überhaupt keine Luft von außen nach innen dringen kann. Dadurch entsteht mehr CO₂, welches nur durch Lüften reduziert werden kann. Eine Lüftungsanlage ist hier deshalb ein Muss und kein Kann.
  • Wer auf Dauer Heizkosten sparen möchte, der ist mit einer solchen Anlage gut beraten. Natürlich entstehen Anschaffungskosten. Doch durch die Einsparung an Energie (im Gegensatz zum Fensterlüften) amortisiert sich die Anlage irgendwann.
  • Für Allergiker ist eine Lüftungsanlage sehr vorteilhaft.
  • Sie möchten sich keine Gedanken über Schimmel machen? Dann ist die Anlage die beste Entscheidung, die Ihnen diese Sorge abnehmen kann.
  • Da die Fenster nicht gekippt werden müssen, können Einbrecher nicht so einfach in die Wohnung eindringen.

Für wen lohnt sich eine Lüftungsanlage nicht?

Genauso gut kann sich eine Lüftungsanlage aber auch nicht lohnen. Für wen das gilt, erfahren Sie hier:

  • Bei alten und schlecht gedämmten Häusern lohnt es sich weniger. Hier zieht die Luft sowieso durch kleinste Ritze und Öffnungen und lüftet die Wohnung automatisch ein Stück weit mit.
  • Wenn Sie Kosten sparen möchten und auf eine Lüftungsanlage ohne Wärmerückgewinnung setzen möchten, dann lohnt sich die Investition weniger. Hier kann man genauso gut auch händisch lüften, weil ohne Wärmerückgewinnung auch keine Energie eingespart wird.

Auf welcher Stufe sollte die Lüftungsanlage laufen?

Im Sommer ist die Luft eher feucht und im Winter eher trocken. Deshalb ist es besonders wichtig, die Lüftungsanlage immer auf der richtigen Stufe laufen zu lassen, denn die hat einen Einfluss auf die Luftfeuchtigkeit. Aber welche Stufe ist für eine optimale Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 60 % nun die richtige und mit welcher Stufe verbraucht man am wenigsten Energie?

Lüften im Winter: Im Winter sollte die Anlage immer auf Stufe 1 stehen, vor allem dann, wenn sich niemand im Haus befindet. Stufe 3 würde die ohnehin schon trockene Luft noch weiter austrocknen. Außerdem ist die Wärmerückgewinnung weniger effektiv, je mehr Luft durch die Anlage geblasen wird, der Stromverbrauch für den Lüfter aber höher.

Auf Stufe 1 trocknet die Luft nicht so schnell aus. Niemals sollte man die Anlage jedoch ausschalten, denn dann wird die Wohnung überhaupt nicht mehr gelüftet, was wiederum Schimmel begünstigen kann.

Lüften im Sommer: Im Sommer ist die Luftfeuchtigkeit hoch, weil warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Es ist daher besonder sinnvoll, den Lüfter tagsüber nur auf Stufe 1 laufen zu lassen, denn schließlich will man sich ja die warme und feuchte Luft ins Haus holen.

Nachts dagegen sollten man die Lüftungsanlage auf Stufe 2 umschalten. Die kühle Nachtluft strömt dann in die Räume, wo sie sich erwärmt und Feuchtigkeit aufnimmt, die sie anschließend wieder aus dem Haus befördert. Durch die kühle Nachtluft wird die Wohnung außerdem heruntergekühlt.

Stufe 3: Auf Stufe 3 sollte man die Lüftungsanlage immer nur dann laufen lassen, wenn Besuch da ist und viel los ist und gut gekocht wird. Denn dann wird mehr CO2 ausgestoßen.

Bei welcher Stufe spart man Heizkosten?

Auf Stufe 1 läuft der Ventilator auf der langsamsten Stufe und verbraucht deshalb auch am wenigsten Energie.

Dank der Wärmerückgewinnung wird zwar die Außenluft durch die verbrauchte Innenluft wieder erwärmt, was aber nicht heißt, dass man mehr heizen kann, wenn die Anlage auf höchster Stufe läuft. Es ist umgekehrt:

Luft ist ein schlechter Wärmeleiter. Wird also schnell, viel Luft durch die Anlage befördert, dann ist die Wärmerückgewinnung weniger effektiv.

Im Winter kann man die Anlage also auf Stufe 1 laufen lassen und bei Bedarf auf Stufe 2 erhöhen. Dabei sollte man die Luftfeuchtigkeit ebenfalls im Auge behalten. Wird die Luft zu trocken, kann man wieder auf Stufe 1 umschalten oder andere Maßnahmen treffen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.

Dazu kann man Luftbefeuchter aufstellen oder bereits vor dem Kauf einer Lüftungsanlage auf ein Gerät setzen, welches neben der Wärmerückgewinnung auch die Luftfeuchtigkeit zurückgewinnen kann. Manche Anlagen sind auch mit einem Feuchtigkeitssensor ausgestattet und regulieren die Ventilatorgeschwindigkeit selbst.

Unter Berücksichtigung von Wohlbefinden und Luftfeuchtigkeit können Sie die Lüftungsanlage also auf Stufe 1 laufen lassen und bei Bedarf auf Stufe 2 oder 3 schalten. So sparen Sie am meisten Strom. Es gibt aber auch Empfehlungen, die Lüftungsanlage durchgehend auf Stufe 2 laufen zu lassen. Hier scheiden sich wieder mal die Geister.

Wie viel Strom verbraucht eine Lüftungsanlage?

Eine Lüftungsanlage verbraucht zwischen 50 und 120 Watt Strom am Tag. Ein Jahr hat 8760 Stunden. Gehen wir einfach mal von dem höchsten Stromverbrauch mit 120 Watt pro Tag aus.

120 Watt pro Tag x 8760 Stunden =1.051.200 Wattstunden. Das entspricht etwa 1.050 kWh pro Jahr.

Der aktuelle Strompreis liegt bei 42 Cent pro kWh. Die Lüftungsanlage würde demnach 441 Euro im Jahr kosten. 2020 waren das noch 315 Euro.

Denken Sie jedoch daran, dass hier der Höchstwert zur Berechnung genommen wurde. Viele Lüftungsanlagen verbrauchen nicht so viel und dann kann man die Lüftungsanlage auch sehr oft auf Stufe 1 laufen lassen. Das reduziert die Stromkosten ebenfalls. Beim manuellen Lüften der Fenster steigen die Heizkosten um etwa 15 % an. Mit der Lüftungsanlage sparen Sie dafür also 15 % mehr Heizkosten.

Alternativen zur Lüftungsanlage

Es gibt tatsächlich auch Alternativen zur Lüftungsanlage, die allerdings überschaubar sind.

  • Das händische Lüften ist immer noch möglich, wenn es auch mit vielen Nachteilen verbunden ist.
  • Eine automatische Fensterlüftung kann das händische Fensterlüften ersetzen. Alerdings wird auch hier kühle Luft hereingelassen, was gerade im Winter nachteilhaft ist.

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