Sich auf dem Bau richtig zu kleiden wird leider oft unterschätzt. Und doch ist es so wichtig, da auf dem Bau schnell ein Unfall passieren kann. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich mit der richtigen Schutzkleidung vor Verletzungen schützen können und auf welche Schutzausrüstung Sie niemals verzichten sollten.
Baustellen sind Gefahrenstellen. Nicht umsonst stehen ausreichend Hinweisschilder rund um das Gelände und auch Arbeiter werden über die Gefahren aufgeklärt. Gewiss ist es für einen Arbeiter nicht möglich, sich gegen alle Gefahren zu schützen: Beim Umfallen eines Krans hilft auch der beste Helm nichts. Eine gute Schutzkleidung hilft aber gegen die alltäglichen Gefahren. Aber was macht eine gute Schutzkleidung aus? Wir haben die besten Tipps für Sie in diesem Ratgeber zusammengefasst.
Arbeitshose und Jacke: Absolute Basics auf dem Bau
Vielfach wird die Arbeitskleidung nicht nur vom Arbeitgeber gestellt, sondern strikt vorgegeben. Somit haben Arbeiter wenig bis keinen Spielraum bei der Kleidungswahl, zumal im Rahmen von Baustellenkontrollen auch diese Schutzbekleidungen geprüft werden. Ein weiteres Thema ist, dass es bis heute traditionelle Handwerksberufe gibt, deren Schutzbekleidung schlichtweg zur Zunft gehört. Aber welche Faktoren erfüllen die Kleidungsstücke?
Arbeitshose
Die Arbeitshose wird nach geltenden Sicherheitsstandards entwickelt und deshalb ist robust und schützt den Unterkörper vor streifenden Verletzungen. Darunter fallen beispielsweise spitze Gegenstände, an denen ein Arbeiter vorbeiläuft. Die Hose ist so robust, dass der Stoff nicht schnell durchdrungen werden kann.
Zugleich gibt es – abhängig vom Gewerk – weitere Schutzmechanismen. So sind die Kniepartien zusätzlich gepolstert, was einen Schutz des Gelenks beim Verlegen von Böden bewirkt. Viele Taschen und Befestigungsmöglichkeiten erleichtern hingegen den Arbeitsalltag.
Arbeitsjacke
Die Arbeitsjacke – im Grunde genommen bietet sie denselben Schutz wie die Arbeitshose. Oft wird die Jacke jedoch von reflektierenden Streifen (bei einigen Gewerken Pflicht) gesäumt, sodass der Arbeiter gut sichtbar ist. Taschen, Innentaschen und die teilweise Wasserdichtigkeit kommen hinzu.
Für die Arbeitsbekleidung am Bau gelten diverse DIN-Normen, die unbedingt einzuhalten sind. Sie berücksichtigen auch die verschiedenen Gewerke, um in der jeweiligen Situation stets die optimale Sicherheit bieten zu können.
Helm: für die Sicherheit unerlässlich
Ein Helm auf dem Bau ist häufig Pflicht oder zumindest angeraten – dies zeigt die hohe Zahl an Arbeitsunfällen mit Kopfverletzungen. Der Kopf muss vor herunterfallenden Gegenständen und Unrat geschützt werden, wenngleich der Helm den umfallenden Kran natürlich nicht aufhalten kann. Doch vielfach fallen kleinere Steine oder auch mal ein Schraubendreher aus dem oberen Stockwerk herunter – ein Helm hat in diesen Situationen schon viele Leben gerettet. Doch dient der Schutzhelm mehreren Gründen:
- Vorschriften – abhängig von der Baustelle und dem eingesetzten Gerät sind Helme schlichtweg vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Kommt es zu einer Baustellenkontrolle und ein Arbeiter trägt keinen Helm, kann das entsprechende Strafen nach sich ziehen.
- Allgemeine Sicherheit – der Helm schützt Arbeiter auch vor Schmutz. Kippt ein Farbeimer im Obergeschoss um, während der Arbeiter soeben unter dem Aufgang durchläuft, schützt der Helm nun Gesicht und Kopf vor der Farbe. Sicherlich wäre ein solcher Unfall nicht tödlich, dennoch hilft der Helm massiv.
Wichtig ist zu wissen, dass Helme nicht unendlich lange halten. Eigentlich gilt die Regel, dass jeder Helm nach einem stärkeren Sturz, Fall oder Aufprall ausgetauscht werden soll, selbst wenn er noch gut aussieht. Das Material kann Mikrorisse erleiden und beim nächsten Ernstfall zerbersten.
Arbeitsschuhe: Auch hier spielt die Sicherheit eine entscheidende Rolle
Feste Arbeitsschuhe sind auf jeder Baustelle Pflicht – selbst im Privatbereich. Sie besitzen ein gut strukturiertes Profil, welches das Ausrutschen erschwert und haben häufig eine Stahlkappe, die den Fuß an sich vor Verletzungen schützt. Je nach Form der Schuhe und Höhe können sie zudem den Fußknöchel vor Verletzungen schützen.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist jedoch, dass gute Baustellenschuhe auch isolierend wirken. So schnell geschieht es auf einer Baustelle, dass ein Elektrogerät in einer Wasserlache liegt und es zu einem Kurzschluss kommt. Gute Arbeitsschuhe verhindern, dass der Stromfluss durch den Körper zieht und ernsthafte Schäden hinterlässt.
Gehörschutz
Auf dem Bau kann es ganz schön laut werden. Bei einem Tages-Lärmexpositionspegel ab 80 dB(A) muss der Arbeitgeber deshalb ein Gehörschutz zur Verfügung stellen. Benutzt muss dieser allerdings erst, wenn der Tages-Lärmexpositionspegels den Wert von 85 dB(A) erreicht.
Aus eigenem Interesse sollte ein Gehörschutz jedoch immer dann aufgesetzt werden, sobald es an die Arbeit mit lauten Geräten geht. So können Sie Ihr Gehör vor langfristigen negativen Folgen schützen.
Schutzbrille
Bei vielen Arbeiten kommt es zu starker Staubbildung. Arbeitet man mit schnell rotierenden Geräten, wie zum Beispiel mit der Flex, dann können auch Funken in die Augen gelangen. Beim Trennen von Steinen mit einer Flex können ebenfalls schnelle Geschosse in die Augen gelangen. Deshalb sollte bei solchen Arbeiten stets eine Schutzbrille getragen werden.
Auch, wenn der Arbeitgeber eine Tätigkeit als gefährdend für die Augen und den Gesichtsbereich einstuft, wird das Tragen einer Schutzbrille zur Pflicht. In diesem Fall muss die Schutzbrille vom Arbeitgeber natürlich zur Verfügung gestellt werden.
Staubschutzmaske
Staub auf dem Bau ist unvermeidbar und oft wird es so staubig, dass man den Staub richtig schmecken kann. Zusätzlich kann die verstaubte Luft auch mit Glasfaser und anderen schädlichen Partikeln angereichert sein, die schädlich für die Lunge sind.
Doch je nach Staubbelastung und Vorkommen von schädlichen oder giftigen Stoffen, muss eine andere Staubmaske eingesetzt werden. So unterscheidet man zwischen FFP1, FFP2 oder FFP3-Masken, die verschiedene Filtereigenschaften haben.
- FFP1: Sie schützt vor ungiftigen Stäuben. Die Einatmung führt nicht zur Entwicklung von Krankheiten. Allerdings können die Atemwege gereizt werden. Eine Geruchsbelastung kann ebenfalls entstehen. Die Gesamtleckage darf maximal 25 % betragen.
- FFP2: Sie schützt vor festen und flüssigen, giftigen Stäuben, Rauch und Aerosolen. Allerdings sind gesundheitliche Schäden beim Einatmen möglich, weil feine Partikel kurzfristig zur Reizung der Lunge Atemwege führen können. Die Gesamtleckage beträgt maximal 11 %.
- FFP3: Schützt vor giftigen und gesundheitsschädlichen Stäuben, Rauch und Aerosolen. FFP3-Masken werden immer dann empfohlen, wenn mit krebserregenden oder radioaktiven Stoffen und Krankheitserregern wie Bakterien, Viren und Pilzsporen gearbeitet wird. Die Gesamtleckage darf maximal 5 % betragen.
Sicherheitshandschuhe
Beim Arbeiten auf dem Bau sind die Hände besonders stark gefährdet. Holzsplitter, scharfe Kanten an Steinen, Schrauben und anderen Werkzeugen und Gegenständen sind nur einige Gefahren, denen die Hände ausgesetzt sind.
Die Hände gehören zu den Stellen am Körper, die am häufigsten verletzt werden können. Umso mehr sollte man diese vor Verletzungen schützen, indem man geeignete Handschuhe trägt.
Schutzausrüstung beim Hausbau
Auch Bauherren müssen darauf achten, dass sie gewisse Schutzvorkehrungen beim Hausbau treffen müssen. Passiert ein Unfall auf der privaten Baustelle, dann ist der Bauherr meistens schuld – vor allem dann, wenn keine ausreichenden Schutzvorkehrungen getroffen wurden.
Aber nicht nur die Schutzkleidung ist wichtig. Auch die Baustelle selbst muss abgesichert werden. Weitere Informationen finden Sie hier: Baustellensicherheit und Vorschriften beim Hausbau.
Fazit – die Schutzkleidung als wichtiges Gut
Fakt ist: Schutzkleidung ist in vielen Arbeitsbereichen vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Diese Pflicht hat jedoch einen Nutzen, denn die Schutzbekleidung macht das, was sie wörtlich verspricht. Sie schützt den Arbeiter mitunter vor schweren Verletzungen, falls es auf dem Bau zu einem Unfall kommt. Aus diesem Grund müssen Arbeitgeber in vielen Fällen die Schutzkleidung auch selbst stellen oder den Kauf entsprechender Kleidungsstücke zumindest bezahlen. Auch wer privat auf seiner eigenen Baustelle arbeitet, sollte im eigenen Interesse grundlegende Schutzmöglichkeiten in Anspruch nehmen.