Heizungsrohre selbst verlegen? Das geht. Doch sollte man einiges dabei beachten. In dieser Anleitung zeigt der Profi-Heizungsinstallateur Paul Ihnen, wie es geht und worauf Sie dabei achten müssen.
Wenn Sie Heizungsrohre selbst verlegen möchten, so sollten Sie die Arbeit von einem Fachmann überprüfen lassen – und zwar vor dem Verputzen der Wände. Fehler können sonst im Nachhinein nur schwer wieder behoben werden. Die Überprüfung kann von jedem Heizungsinstallateur durchgeführt werden.
Welche Rohre für Heizung?
Neben Kupfer- und Edelstahlrohre haben sich Kunststoffrohre besonders gut durchgesetzt. Sie haben eine lange Lebensdauer und sind zudem noch günstiger als Kupfer oder Edelstahl. Hier ein kleiner Vergleich:
- Kunststoffleitung = 1,3 € pro Meter
- Kupferleitung = 5 – 6 € pro Meter
- Edelstahlleitung = 7 € pro Meter
Welche Vorteile Kunststoff noch hat, lesen Sie in diesem Artikel zum Thema Wasserleitungen verlegen.
In alten Häusern, wo Kupferrohre bereits verwendet werden, kann es sinnvoll sein, auch weiterhin Kupferrohre zu verwenden. Vor allem dann, wenn die Leitung nicht so lang werden soll. Denken Sie aber daran, dass das Verlöten von Kupferrohre kompliziert sein kann und einem Fachmann überlassen werden sollte.
Heizungsrohre: Welcher Durchmesser?
Der richtige Durchmesser der Heizungsrohre richtet sich nach danach, ob Sie eine stern- oder eine ringförmige Verlegung der Rohre haben (Erklärung dazu weiter unten). Hier gelten folgende Faustregeln:
- Bei einer sternförmigen Verlegung: Alle Hauptleitungen von und zum Verteiler sollten einen Durchmesser von 26 mm haben. Bei Heizkörper bis 7 kW sollten Sie Rohre mit einem Durchmesser von 20 mm verwenden. Bei mehr als 3,5 kW Leistung pro Heizkörper reichen Rohre mit 16 mm Durchmesser.
- Bei einer ringförmigen Verlegung: Hier sollten die Rohrdurchmesser durch einen Heizungsfachmann berechnet werden, da es ein einziger langer Kreislauf des Heizsystems ist.
Heizungsrohre verlegen: Diese Werkzeuge benötigen Sie
- Kunststoffleitung (Vor- und Rücklauf beachten)
- Rohrschneider / Rohrschere* (alternativ scharfe Gartenschere)
- Entgrater für Kunststoffrohre*
- Verbindungsstücke / Fittinge
- Presszange
- Rohrisolierungen
- Bohrhammer
Heizungsrohre verlegen: Die Planung
Die Planung ist das Wichtigste. Denn wer gut plant, kann sich später auf geringe Energiekosten freuen. Während Sie die Planung bei der Nachrüstung ein oder mehrere Heizkörper in einem bestehenden Heizsystem selbst durchführen können, muss bei einem Neubau der Architekt oder ein Installateurbetrieb die Planung übernehmen.
Planung beim Nachrüsten ein oder mehrerer Heizkörper
In Schritt 1 wird zuerst die Platzierung des neuen Heizkörpers geplant. Angenommen, Sie möchten in der oberen Etage Ihres Hauses einen zusätzlichen Heizkörper anschließen. Dann müssen die neuen Rohre an den bestehenden Heizkreislauf angeschlossen werden.
Dazu müssen Sie aber wissen, wo sich die anderen Leitungen befinden und ob sie eine ringförmige oder ein sternförmige Verlegung der Heizungsrohre haben.
Im Bild unten sehen Sie in der oberen Etage den Heizkörper, der nachträglich montiert werden soll. An den 2 schwarzen Pfeilen in der unteren Etage werden die neuen Heizungsrohre später mit einem Verbindungsstück an das bestehende Heizsystem angeschlossen. Das ist jedoch der letzte Schritt.
Das Ganze sieht dann wie im folgenden Bild aus. Nach der Verlegung der Heizungsrohre sind die Leitungen miteinander verbunden. Das Ganze ist hier natürlich nur vereinfacht dargestellt.
Wenn mehrere Heizkörper geplant sind, sollten Sie zunächst einen Rohrleitungsplan erstellen. Hier wird es kompliziert, denn eventuell müssen Sie Berechnungen durchführen, die Sie vielleicht nicht selbst machen können.
So muss vorher berechnet werden, wie groß die einzelnen Heizkörper werden müssen, denn schließlich wollen Sie ja kostengünstig heizen. Hier können Sie die Heizkörper-Berechnung online durchführen.
Wichtig: Bei einem bestehendem Haus, wo nur ein oder zwei Heizkörper „nachgerüstet“ werden, lässt sich eine Berechnung leicht selbst durchführen. Bei einem Neubau oder einer kompletten Sanierung sollten Sie die Berechnung jedoch einem Fachmann überlassen.
Planung beim Neubau: Heizungsrohre ring- oder sternförmig verlegen?
Bei einem Neubau sieht die Planung schon ganz anders aus. Hier kann man nämlich zwischen ringförmiger und sternförmiger Verlegung von Heizungsrohren entscheiden. Den Unterschied können Sie auf der dargestellten Grafik gut erkennen.
- Die ringförmige Verlegung wird vor allem mehrgeschossigen Häusern verwendet. Bei diesem System gibt es nur einen Kreislauf, der aus einem Vor- und Rücklauf besteht. Der Vorlauf führt heißes Wasser in alle Heizkörper. Nach dem Durchlaufen der Heizkörper fließt das Heizwasser über den Rücklauf wieder zur Heizung zurück. Nachteil dieser Methode ist, dass das Wasser mit im letzten Raum nicht mehr richtig heiß ist. Gerade bei älteren Häusern kann es sein, dass diese Räume nie richtig warm werden.
- In Einfamilienhäusern (Neubau) kommt meistens die sternförmige Verlegung zum Einsatz. Besonders bei ebenerdige Wohnungen oder Häuser ist diese Methode die sinnvollste. Im Neubau werden die Leistungen gerne unter dem Estrich verlegt. Auch bei der Fußbodenheizung kommt die sternförmige Verlegung im Prinzip zum Einsatz, da hier alle Rohrleitungen von einem Verteiler aus in der Wohnung verteilt werden.
Bei diesem System gibt es in jeder Etage einen Verteiler. Das Heizwasser wird zum Verteiler gepumpt und gelangt von dort dann in alle Räume.
Doch bevor Sie neue Rohre an den Heizkreislauf anschließen können, müssen Sie Schlitze in die Wand klopfen und die neuen Heizkörper verlegen. Erst zum Schluss wird eine Verbindung mit dem bestehenden Heizkreislauf hergestellt. In unserem Fall wurden in einem Altbau 2 Heizkörper zusätzlich installiert. Die Rohre wurden dabei in die Wand integriert.
Heizungsrohre verlegen: so gehts richtig
Wenn Sie die Planung abgeschlossen haben, können Sie mit dem Verlegen der Heizungsrohre beginnen. Wir haben mit den Experten von heinen-gmbh aus dem Heizung, Klima und Sanitär gesprochen und uns zeigen lassen, wie einfach die Montage von Heizungsrohren wirklich ist.
Schritt 1: Schlitze fräsen
Nachdem Sie einen Plan erstellt und herausgefunden haben, wo es am sinnvollsten ist, an das bestehende Heizkreislauf anzudocken, können Sie mit dem Fräsen der Schlitze beginnen.
Hier sollte beachtet werden, dass die Schlitze groß genug sind. Der Schlitz muss mindestens 2 Rohre fassen können (Vor- und Rücklauf).
Die Tiefe der Schlitze sollten etwa 4 cm betragen, damit die Rohre noch gut vom Putz verdeckt werden.
Schritt 2: Rohre biegen, kürzen und entgraten
Heizungsrohre sind ziemlich steif. Jetzt müssen diese zurechtgebogen werden. Das geht ganz einfach von Hand. Am besten fangen Sie dort an, wo die Rohre später an das bestehende Heizsystem befestigt werden. Lassen Sie hier ruhig 10 cm überstehen (gekürzt wird später) und beginnen Sie damit, die Rohre in die Schlitze zu drücken.
Wenn 2 Personen dabei sind, geht alles etwas schneller, weil eine Person die Leitungen in die Schlitze drücken kann, während die andere Person das Rohr zurechtbiegt.
Danach werden die Heizungsrohre auf die richtige Länge abgeschnitten. Das geht am besten mit einer Rohrschere.
Nach dem Kürzen ist es ganz wichtig, dass alle Schnittstellen entgratet werden. Mit einem Entgrater für Kunststoffrohre wird nicht nur der Grat entfernt. Durch seine runde Form wird das Loch an der Schnittstelle auch wieder rund.
Schritt 3: Heizungsrohre pressen
Anschließend können die Fittinge mit dem Rohr gepresst werden. Das machen Sie am besten mit einer Presszange.
Tipp: Elektrische Presszangen lassen sich oft beim nächsten Baumarkt ausleihen.
Wenn alle Rohre gepresst wurden, dann kann man diese in die dafür vorgesehenen Schlitze drücken. Das geht nicht immer so leicht, da die Rohre ziemlich steif sind.
Tipp: Damit die Rohre nicht wieder aus der Wand fallen, kann man diese mit Halterungen befestigen oder alle paar Meter sofort etwas Putz auftragen. Dadurch werden die Rohre in der Wand gehalten. Richtig verputzt wird aber erst später.
Schritt 4: Versatz am Heizkörper beachten
Achten Sie beim Kürzen der Rohre stets darauf, dass diese die richtige Länge haben! Die Anschlüsse der Heizkörper haben eine feste Position.
Da der Weg von Heizungsrohr zum Heizkörperanschluss nur kurz und die Rohre sehr steif sind, ist es schwierig, Fehler im Nachhinein auszugleichen.
Schritt 5: Dichtheitsprüfung durchführen
Nach getaner Arbeit sollten die Rohre nicht einfach zugespachtelt werden. Bevor Sie die Heizungsrohre isolieren und in Betrieb nehmen, sollte diese durch einen Fachmann überprüft werden. Dieser nimmt eine Druckprüfung nach DIN EN 14336 vor. Dabei wird die Heizungsanlage mit einem hohen Druck belastet (etwa 30 % mehr als der übliche Betriebsdruck).
Durch die Dichtheitsprüfung kann sichergestellt werden, dass es keine Lecks oder undichte Stellen an den Rohren und den Verbindungsstellen gibt.
Schritt 6: Heizungsrohre isolieren
Heizungsrohre führen heißes Wasser und leiten somit Wärme. Sind die Leitungen nicht isoliert, kann dadurch viel Wärme verloren gehen.
Damit die Effektivität gewährleistet werden kann, müssen die Leitungsrohre isoliert werden. So schreibt es das Gebäudeenergiegesetz (GEG) §71 Absatz 1 vor.
Das gilt aber nur für Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen, die bisher ungedämmt und frei zugänglich sind und sich zudem in nicht beheizten Räumen befinden.
Die Isolierungen müssen dabei mindestens dem Innendurchmesser der Leitungen entsprechen. Zum Einsatz kommen Rohrschalen aus Gummi oder PE-Schaumstoff, die einfach auf die Rohre gestülpt und zugeklebt werden müssen.
Heizungsrohre verlegen: So hoch sind die Kosten
Die Kosten werden hier anhand einer Heizung mit Kunststoffrohren für ein 2-Etagen Einfamilienhaus mit ca. 170 m² mit sternförmiger Verlegung errechnet. Hier können Sie mit folgenden Kosten rechnen:
Gegenstand | Kosten |
120 m Kunststoffleitung | 200 € |
Fittinge | 100 € |
Presszange | 150 € |
Bohrhammer | 100 € |
Rohrzange und Entgrater | 50 € |
Flachheizkörper (starke Preisschwankung) | 1.000 € |
Summe | 1.600 € |
Die Kosten beziehen sich auf die Selbstmontage. Soll ein Fachmann die Arbeit durchführen, müssen Sie mit weiteren Kosten von rund 70 € pro Arbeitsstunde rechnen. Wie lange der Installateur für die Arbeiten benötigt, ist hierbei nur schwer zu sagen, da das von vielen Faktoren abhängig ist.
Ebenfalls ist hier die Heizungsanlage nicht mit eingerechnet. Kommt noch eine Öl- oder eine Gasheizung dazu, so müssen Sie auch die Kosten für die Gasheizung mit einberechnen.